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Bernadette

E.T.A. Hoffmann - Projekte rund um E.T.A. Hoffmann 

Es gibt viele Projekte rund um E.T.A. Hoffmann. Die Stadt Bamberg beispielsweise setzt sich sehr für den Erhalt des kulturellen Nachlasses von Hoffmann ein.
In der Zeit von 1808 bis 1813 lebte E.T.A. Hoffman mit seiner Frau in dieser Stadt. Diese Bamberger Jahre waren Jahre der entscheidenden Erfahrungen für Hoffmanns weiteres Leben. Er musste die bittere Erfahrung machen, dass er als Komponist und Musikdirektor des Theaters ungeeignet war. Er war arm, hatte kaum Geld und versuchte sich als Gelegenheitsdichter und -komponist am Theater oder sogar als Kulissenarbeiter durchzuschlagen. Eine weitere Geldeinnahme für Hoffmann war die Unterrichtung höherer Töchter reicher Bamberger im Fach Musik. Doch hatte er in dieser Stadt auch künstlerischen und intellektuellen Umgang. Aufgrund dieser Ereignisse beschloss die Stadt Bamberg das kulturelle Erbe E.T.A. Hoffmanns durch verschiedenste Projekte und Aktionen zu wahren.

Die E.T.A.-Hoffmann-Gesellschaft ist eines dieser Projekte. Ein Text aus ihrer Satzung fasst ihre Aktivitäten knapp aber exakt zusammen. "Die E.T.A.-Hoffmann-Gesellschaft soll das künstlerische Erbe E.T.A. Hoffmanns betreuen, öffentlichkeitswirksam verbreiten und den Kontakt mit allen Hoffmann-Forschern und Hoffmann-Freunden pflegen."
Darunter fällt die Betreuung des E.T.A.-Hoffmann-Hauses. Hier wohnte E.T.A. Hoffmann mit seiner Frau von 1809 bis 1813. 1923 wurde im obersten Stock das Hoffmann-Museum eingerichtet. Heute umfasst das ganze Haus das Museum und zeigt somit das alltägliche Leben, seine Umwelt und sein Wirken in Bamberg.
Das E.T.A.-Hoffmann-Jahrbuch wird ebenfalls von der Hoffmann-Gesellschaft organisiert und herausgegeben. In diesem Forum kann man untereinander über Texte und Schriften Hoffmanns diskutieren, aber auch in Kompositionen und in Zeichnungen Hoffmann einblicken. Diese Chance in unveröffentlichte Texte und Zeichnungen zu blicken, nehmen nicht nur Professoren wahr, sondern auch Studenten, die auf diese Weise immer mehr den Schriftsteller E.T.A. Hoffmann kennen lernen.

Es gibt zahlreiche Gebäude in Bamberg, die an E.T.A. Hoffmann erinnern wie beispielsweise das E.T.A.-Hoffmann-Theater oder auch das E.T.A.-Hoffmann-Gymnasium.

Man spürt deutlich, dass Hoffmanns Bamberger Jahre nicht nur eine Bereicherung für ihn selbst waren, sondern auch eine enorme Bereicherung für die Stadt. Bamberg versucht diese kulturelle Bereicherung bestens zu betreuen und sie auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Durch diese verschiedenen Aktionen und Einrichtungen erfährt man sehr viel über das Wesen des E.T.A. Hoffmanns, sein Schicksal und seine Umgebung in der er wirkte. Diese Tätigkeiten tragen viel dazu bei, dass der Schriftsteller nicht in Vergessenheit gerät. Sie sind äußerst interessant und sind somit hoch zu schätzen.



Caroline und Christina

Warum schrieb Hoffmann die Geschichte über den Sandmann?  

Für uns stellte sich, nach dem Lesen des "Sandmanns" die Frage, ob E.T.A. Hoffmann nicht versuchte, irgendetwas in seinem Leben zu verarbeiten, dass er auf andere Weise nicht schaffte. Viele Autoren, z.B. Theodor Fontane, verarbeiten bestimmte Bereiche ihres Lebens, z.B. Beziehungen zu anderen Personen in ihren Büchern.

Doch was war es, dass Hoffmann veranlasst hat, ein Buch zu schreiben, indem ein Junge/Mann vor einer Person hat, der zufälligerweise keine Kinder mag?
Was der Grund für das Schreiben des "Sandmanns" war, würde uns vielleicht nur Hoffmann selbst beantworten können.

Zwischen seinem Leben und "Sandmann" ließen sich doch einige Parallelen erkennen, nachdem wir uns mit Hoffmanns Lebenslauf beschäftigt hatten.
Sicher ist auf jeden Fall, dass Hoffmann bereits in seiner Kindheit mit geisteskranken Menschen konfrontiert wurde.
Er bewohnte mit seiner Mutter und seiner Großmutter ein Haus, aus dessen oberem Stockwerk die Schreie einer Wahnsinnigen drangen. Vielleicht machten diese Geräusche dem jungen Hoffmann so Angst, dass er einen bleibenden Eindruck davon behielt. So dass er später versuchte die Erlebnisse mit der Geisteskranken dahingehend zu verarbeiten, dass er Nathanael auch geisteskrank werden ließ.

Später in seiner Kindheit wurde Hoffmann von seinem, bei ihm sehr unbeliebten Onkel Otto aufgezogen, da sich seine Mutter gar nicht um ihn gekümmert hatte. Auch im "Sandmann" wird Coppelius als feindliche und abscheuliche Gestalt beschrieben, die den Kindern mit dem größten Vergnügen Freuden verdarb. Der junge Hoffmann wird es durch den Onkel Otto auch nicht einfach gehabt haben, da dieser ähnlich hart und lieblos zu seien schien und so Hoffmanns Leben bestimmt entscheidend erschwerte. Die Person des Advokaten Coppelius wurde von Hoffmann mit der Person Onkel Otto charakterisiert und verdeutlicht so das Verhältnis zwischen Erzieher und Erzogener.

Hoffmann gab auch zeitweise Gesangsunterricht. Dabei verliebte er sich in eine seiner Schülerinnen Julia Marc. Es folgte eine intensive und starke Beziehung, die nahe zu zwei Jahre andauerte. Deshalb war es ein großer Schock für Hoffmann als die Verlobung von Julia mit einem anderen Herren bekannt gegeben wurde und so seine Liebe plötzlich verloren war.
Diese Beziehung schien er auch im "Sandmann" zu verarbeiten, weil es auch hier eine so intensive und starke Liebesbeziehung gibt, die Parallelen zu Hoffmanns Realität aufweist und zwar zwischen Nathanael und Olimpia. Nathanael war total vernarrt, verrückt und verliebt in Olimpia, auch verbrachten beide jeden Tag viele Stunden gemeinsam, so dass er gar nicht erkannte das sie ein Automat war. Deshalb war für ihn auch der Schock und das Entsetzen um so größer als er die Wahrheit über die Gestalt / Puppe Olimpia begriff.

Ebenso mochte Hoffmann in seinem Leben den Umgang mit Frauen generell nicht (bis auf wenige Ausnahmen!), er meinte zu wissen, SIE nicht in die abenteuerlichen Kreise seiner Phantasien ziehen zu können. Diese Vorstellung und Meinung überträgt er auch auf den "Sandmann". Nathanael glaubte auch zu wissen, dass sich seine Verlobte Clara nicht für seine Werke interessiert, da sie während er ihr vorliest noch dabei nähte. Dieses kritisiert Nathanael an Clara und ist um so begeisterter als er zu wissen meinte, dass nun eine ihm wahrhaftig in seine Denkweisen folgen konnte und sich nur vollkommen auf ihn konzentrierte.



Stefanie

Der Sandmann: Wirklichkeit oder Vorstellung? 



E.T.A. Hoffmanns der Sandmann erschienen im Jahr 1817 verlangt zu entscheiden, ob die Geschichte sich in der Wirklichkeit oder nur in der Vorstellung Nathanaels zugetragen hat.
Nathanael glaubt, dass jeder Mensch zum grausamen Spiel der dunklen Mächte dient, wohingegen Clara die Meinung vertritt, dass alles Entsetzliche und Schreckliche allein im Inneren des Menschen angelegt sei. E.T.A. Hoffmann, der oft in seiner Geschichte Menschen im Einflussbereich dunkler Mächte zeigt, ist noch heute für seine Kunstmärchen bekannt. Wie es bei Romantikern üblich war, versuchte auch Hoffmann eine Welt zu erschaffen, in der Dinge möglich sind, die normalerweise unvorstellbar währen. Es ist bis zum Ende des Buches unklar, ob Nathanael unter Wahnvorstellungen leidet, oder ob Coppelius ihn mit raffinierten Tricks zu einem Selbstmord treibt.
Nathanael wankt zwischen der dunklen Welt von Coppelius und der klaren Welt Caras. Als er sich in Olimpia verliebt und ihre wahre Natur erkennt, wird er erneut in ein seelisches Tief gestürzt. Nathanael findet sich als ein Spielball finsterer Mächte. Dies ist angesichts der Aktionen nachzuvollziehen, die ihm Coppelius zeitlebens zusetzt.
Coppelius entzieht Nathanael die Aufmerksamkeiten des Vaters und zerstört die Geborgenheit im Kreis der Familie, indem er sich zwischen die Eltern drängt. Coppola beeinflusst durch das Fernrohr Nathanaels Wahrnehmung. Er wendet sich Olimpia zu und entfernt sich von seiner Braut. Nathanael kann dem Experiment nicht ausweichen das Spalanzani und Coppola an ihm durchführen. Sie testen an ihm ihren besten Automat. Dies treibt Nathanael in den Wahnsinn. Nathanaels verwirrter Geist fügt die einzelnen Aktionen Coppelius und Coppolas zusammen und erkennt dadurch dass die dunklen Mächte ihm in Griff haben.

"Ja Nathanael! Du hast Recht, Coppelius ist ein böses feindliches Prinzip, er kann Entsetzliches wirken, wie eine teuflische Macht, die sichtbarlich in das Leben trat, aber nur dann, wenn du ihn nicht aus den Sinn und Gedanken verbannst. Solange du an ihn glaubst, ist er auch und wirkt, nur dein Glaube ist seine Macht." ( E.T.A. Hoffmann, Der Sandmann, S.22, Z. 6-12 )

Er ist an Verfolgungswahn erkrankt:
Der Verfolgungswahn (Paranoia) ist keine eigenständige Erkrankung, sondern lediglich ein Symptom verschiedener Erkrankungen (z.B. Neurose, Psychose ) Der Patient hat das Gefühl verfolgt zu werden. Ein paranoider Mensch glaubt oft, dass andere beabsichtigen, ihn zu schädigen, zu betrügen, oder auch zu töten. Oft kann er dafür auch "Beweise" präsentieren, die für ihn völlig überzeugend scheinen, für Außenstehende dagegen überhaupt nichts besagen. Diese Überzeugungen sind wahnhaft. Der Patient ist durch nichts von ihnen abzubringen, rationale Argumente und Überzeugungsversuche von Außenstehenden haben keinen Erfolg. Da der Verfolgungswahn lediglich ein Symptom einer Grunderkrankung darstellt, kann er nur im Kontext dieser Erkrankung therapiert werden. Prinzipiell können Psychotherapie, medikamentöse Behandlungen oder sogar Operationen (z.B. bei Hirntumoren) notwendig werden.
Nathanael büßt mehr ein als sein Bewusstsein. Er verliert zuerst seine Sehfähigkeit, dann seine psychische Gesundheit und schließlich sein Leben.
Nichts sei wunderlicher und toller als das wirkliche Leben.



Christina F.

Alchemie 



Die Alchemie, die im späten Mittelalter ihre Blütezeit erlebte, wurde zu Hoffmanns Zeiten durchaus noch praktiziert.

In "Der Sandmann" von E.T.A. Hoffmann vermutet Clara, dass das Gemüt von Nathanaels Vater "ganz von dem trügerischen Drange nach hoher Weisheit erfüllt" gewesen sei (S.14/Z1-3), als sie von den Beobachtungen Nathanaels hört. Nathanaels Vater und der Advocat Coppelius machten Experimente, bei denen es um die Konstruktion von Menschen, also das größte Geheimnis der Natur geht.

Die in Altertum und Mittelalter bis in die Neuzeit praktizierte Alchemie gilt als die Vorform der Chemie als Naturwissenschaft. Anders als die moderne Chemie ging die Alchemie von der Möglichkeit aus, einen Grundstoff in einen anderen überführen zu können. Allerdings versteht der moderner Chemiker unter Elementen die Elemente, die in der Periodentafel systematisiert sind, während der (europäische) Alchemist von den vier Elementen Wasser, Erde, Feuer und Luft ausgeht, jedoch wird auch das Holz als Element bezeichnet (China) oder als fünftes Element der Äther genannt.

Ziel der Alchemie ist die Verbindung der eigentlich unvereinbaren Elemente Feuer und Wasser. Die Verschmelzung der Gegensätze im Sinne einer Wandlung vom Niederen zum Höheren entspricht der Suche nach tiefster Weisheit. Falls dies gelingen sollte, bekommt man als Ergebnis den Stein der Weisen, der ihnen die innerersten Zusammenhänge im Kosmos offen legen sollte.

Praktisch arbeitende Alchemisten suchten außer Weisheit noch nach einem Elixier ewiger Jugend sowie nach der Möglichkeit der Verwandlung unedler Metalle in Gold. Während von einer erfolgreichen Goldbereitung bislang nichts sicher bekannt wurde, war die eher zufällige Entdeckung der Porzellanherstellung ein wirklicher Glücksfall für den Fürsten Friedrich August. Das wegen seines hohen Wertes "weißes Gold" genannte Hart-Porzellan ließ der Fürst ab 1710 in der noch heute bestehenden Manufaktur zu Meißen fertigen, es brachte dem Fürsten ein Vermögen ein.



Nadine

Das Motiv der Augen 



Die wichtigste Rolle im Sandmann spielen die Augen. Sie werden sehr oft erwähnt, in den unterschiedlichsten Situationen, sowohl positiv gesehen, als auch negativ. Aber nicht nur die Augen selbst, sondern das ganze Wortfeld, alles, was etwas mit dem sehen zu tun hat, hat eine zentrale Stellung.

Es fängt damit an, dass Nathanael erfahren will, was es mit dem Sandmann auf sich hat. Er ist mit der Antwort der Mutter, es gäbe keinen Sandmann, er könne nur die Augen nicht offenhalten, als hätte man ihm Sand hineingestreut, nicht zufrieden. Deshalb fragt er das Kindermädchen der kleinen Schwester. Diese erzählt ihm, das sei ein böser Mann, der den Kindern, die nicht schlafen wollen, Sand in die Augen streut, dass sie ihnen blutig aus dem Kopf herausspringen. Die wirft er dann in einen Sack und trägt sie in den Halbmond für seine Kinderchen, die dort im Nest sitzen und krumme Schnäbel wie Eulen haben, damit picken sie die Augen auf.
Seit diesem Zeitpunkt hat er eine furchtbare Angst, die noch größer wird, als der Advokat Coppelius bei den alchimistischen Versuchen mit Nathanael’s Vaters versucht, dem Jungen die Augen zu nehmen, was der Vater gerade noch verhindern kann:
»Nun haben wir Augen, Augen - ein schön Paar Kinderaugen.« Von da an war er sich sicher, dass, wie er schon vorher geglaubt hatte, Coppelius der Sandmann sein musste.

E.T.A. Hoffmann beschreibt auch die Augen der Hauptpersonen genau, um sie besser zu charakterisieren. So ist nämlich der Professor Spalanzani »ein kleiner rundlicher Mann mit stechenden Augen« und der Wetterglashändler Coppola hat ein Gesicht, in dem »die kleinen Augen unter den grauen langen Wimpern stechend hervorfunkelten«.
Auch Coppelius hat »buschigte graue Augenbrauen, unter denen ein Paar grünliche Katzenaugen stechend hervorfunkeln«.
Es fällt auf, dass bei allen drei Personen die Augen als stechend beschrieben werden, was vom Autor als Symbol für das Böse benutzt wird, da er genau die Personen so beschreibt, die letztendlich dazu beitragen, dass Nathanael am Ende der Erzählung in den Wahnsinn und somit in den Tod getrieben wird. Im Gegensatz dazu stehen Claras Augen, die Nathanael positiv beeindrucken: »...lächelt mich mit ihren hellen Augen so anmutig an«.
Die Augen der Puppe Olimpia werden ebenfalls oft erwähnt, jedoch auf unterschiedliche Art. Als Nathanael sie zum ersten Mal sieht, haben ihre Augen »etwas Starres, ... , keine Sehkraft«. Beim zweiten Mal beobachtet er Olympia durch das Glas des Coppola und er stellt fest, dass ihre Blicke »immer lebendiger und lebendiger flammten«. Daraus lässt sich schließen, dass das Glas einen Einfluss auf Nathanaels Sehfähigkeit hat.

Das Augenmotiv zieht sich wie ein roter Faden durch den ganzen Text, es hat in den Schlüsselszenen in Nathanaels Leben bis zu seinem Tod eine wichtige Bedeutung.



Nadine

Freuds Deutung des "Sandmann-Motivs" 


Die eigentliche Wirkung des Unheimlichen in E.T.A. Hoffmanns Erzählung macht Freud an der Figur des Sandmanns fest: mit ihr innig verknüpft ist das Motiv des Augenausreißens.

Dies wird deutlich an folgenden drei Schritten:
Erstens: Nathanael und seine Geschwister werden zu Kinderzeiten nur an Abenden, an denen die Mutter eine besonders nervöse Unruhe ausstrahlt, früh zu Bett geschickt. Dabei erhalten sie den Hinweis "Der Sandmann kommt" und die bloße Erklärung "Ihr seid schläfrig und könnt die Augen nicht offen halten, als hätte man euch Sand hineingestreut". Die Amme ergänzt die schrecklichen Vorstellungen der Kinder, indem sie hinzufügt, der Sandmann sei "ein böser Mann, der zu den Kindern kommt, wenn sie nicht zu Bett gehen wollen und wirft ihnen händevoll Sand in die Augen, dass sie blutig zum Kopf herausspringen".

Zweitens: Der wegen seines abscheulichen Aussehens und seines unappetitlichen Verhaltens verhassten Advokaten Coppelius verbindet die Figur des Sandmanns mit der Person des Alchemisten Coppelius.

Drittens: Während eines alchemistischen Versuchs (die Hexenküchenszene) fährt Coppelius Nathanaels Vater mit den Worten an: "Augen her, Augen her!" Nathanael, der die Szene heimlich beobachtet, wird von panischem Schrecken ergriffen und verrät sich dem Coppelius durch einen Aufschrei, worauf der ihn ergreift und ihm glutrote Körner aus der Esse in seine Augen zu streuen versucht. Der Vater aber bittet die Augen des Kindes zurück.
Nathanael reagiert darauf mit Ohnmacht und langer Krankheit.

Ab hier wird ersichtlich, dass das sogenannte "Sandmann-Motiv" mit der Angst und der Vorstellung, der Augen beraubt zu werden, identifiziert werden kann.

Freuds Analyse des "Vaterimagos"


Freuds Ausdruck "Imago" ist die Bezeichnung für die idealisierte Vorstellung einer, im Kindesalter bevorzugten Person, meistens ein Elternteil, die ein Leitbild für das künftige Verhalten angibt. Somit ist Nathanaels Vaterimago gespalten: Auf der einen Seite der gute Vater, der sich für die Augen des Kindes einsetzt, und auf der anderen Seite Coppelius, der böse Vater, der mit der Blendung droht. Dieselbe Spaltung wiederholt sich auch an späterer Stelle in der Erzählung, wenn dem kindlichen Väterpaar ein erwachsenes an die Seite gestellt wird: Nämlich Professor Spalanzani, der Konstrukteur ("Vater") Olimpia, sowie der Wetterglashändler Coppola, der "Blender". Wie sie damals zusammen am geheimnisvollen Herd arbeiteten, so haben sie nun gemeinsam die Puppe Olimpia angefertigt.

Fernab der Liebeserklärungen hat das Verhältnis zwischen Nathanael und Olimpia auch noch einen anderen Zusammenhang: Spalanzani ist der "Vater" von Olimpia und wird auch zum Ersatzvater Nathanaels. Dem entspricht das "böse" Väterpaar Coppelius-Coppola. Zwar ist Olimpia eine Holzpuppe, doch auch Nathanael werden, ähnlich wie bei einer Marionette, bei der Szene in der Hexenküche von Coppelius die Arme und Beine "abgeschraubt", um den menschlichen Mechanismus herauszufinden.

Zuletzt machen noch zwei Argumente die Rechtfertigung von Freuds psychoanalytischer Leseart der Erzählung deutlich:
- Hoffmann lässt offen, ob die Vorgänge um Coppelius/Coppola sich in der Realität abspielen, oder allein die Vorstellungen von Nathanael sind.
- Möglich wäre aber auch, dass der Erzähler im Sandmann nur einen Ausschnitt aus seiner eigenen Biographie geschrieben hat.



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