Übersicht

Anja

Psychologie und der Sandmann 

Unweigerlich bemerkt man beim Lesen des Sandmanns, dass Nathanael immer mehr dem Wahn verfällt. Viele Psychologen sahen deshalb in diesem Buch weniger ein literarisches Werk, sondern den Verlauf einer Krankheitsgeschichte und analysierten es aus psychologischer Sicht.
Um nun zu verstehen woher E.T.A Hoffman dieses Wissen hatte muss man einen Blick auf seine Biographie werfen. Danach versteht man, warum sogar Freud von dem Sandmann so angetan war, dass er ein Buch über seine Analyse verfasste.

Sucht man in der Biographie von E.T.A Hoffmann, so stößt man immer wieder auf Gründe, warum er so viel über Psychosen wusste. Er war mit eng mit dem Nervenarzt Dr. Marcus befreundet und gelangte dadurch zu Informationen über den Verlauf von Geisteskrankheiten und deren Therapie. Außerdem befasste er sich mit Fachliteratur über psychische Krankheiten. Dieses Wissen nützte er natürlich um Figuren in seinen Werken auszugestalten, die dem Wahnsinn verfallen waren, aber dieses Wissen brauchte er auch um seinen Nebenberuf auszuüben, nämlich Gerichtsgutachten zu erstellen.

Wie schon erwähnt wurde der Sandmann auch aus der Sicht eines Psychologen interpretiert. So beschäftigte sich auch DER Psychologe schlechthin - Sigmund Freud - in seinem Buch "Das Unheimliche" mit dem Werk von E.T.A Hoffmann. Er war der Begründer der Psychoanalyse, also vereinfacht gesagt: der Erste, der die Ursache für Probleme im Erwachsenenalter in der Kindheit suchte.
Diese Psychoanalyse lässt sich natürlich auch bei Nathanael und dessen Krankheit anwenden. Seine Krankheit basiert auf den traumatischen Erlebnissen seiner Kindheit. So behauptet er schon selbst: "Der Sandmann hatte mich auf die Bahn des Wunderbaren, Abenteuerlichen gebracht, das so schon leicht im kindlichen Gemüt sich einnistet." Als den Sandmann sieht Nathanael Coppelius, der ihm große Furcht einflößt, da er die Vorstellung hat, dass er ihm die Augen stehlen will. So nimmt Nathanaels Wahn seinen Anfang und bricht endgültig aus, nachdem er den Wetterglashändler Coppola trifft, den er für den verschwundenen Coppelius hält. Seit diesem Erlebnis sind seine kindlichen Vorstellungen wieder präsent und er schwankt endgültig zwischen Wahnsinn und Wirklichkeit.
Nach wie vor spielen die Augen eine wichtige Rolle und Nathanael scheint sehr fixiert auf diese zu sein. Zum Beispiel eines der Merkmale, die er an Olympia schätzt, sind deren Augen. Auch seine Angst vor dem Augenraub existiert noch, diese Angst setzt Freud in seinem Buch "Das Unheimliche" gleich mit der Kastrationsangst. Inwiefern dieser Vergleich Sinn macht, ist umstritten. Letztendlich führt Nathanaels Geschichte der Schizophrenie in den Tod. Zum wiederholten Male schwankt er zwischen Traum und Wirklichkeit und stürzt sich beim Anblick von Coppola vom Turm.



Christine

Der Sandmann und die Romantik 

Das Werk von Hoffmann ist in der Epoche der Romantik, genauer gesagt in der Epoche der Spätromantik entstanden.
Die Romantik lehnt die Wirklichkeit radikal ab. Die Gesellschaft ist geprägt vom Gewinnstreben und Nützlichkeitsdenken des beginnenden industriellen Zeitalters. Während dieser Epoche beginnt auch die Blütezeit der Naturwissenschaften. Die Romantiker sehen aber darin eine Gefahr, denn die Naturwissenschaft versucht alles mit dem Verstand zu erklären und lässt keinen Freiraum für Geheimnisse. Man versucht, dem bürgerlichen Alltag zu entfliehen, da dieser grau und ohne Abwechslung ist. Im Vordergrund stehen die Phantasie und Gefühle. Viele Dinge werden auch vom Mittelalter wieder aufgegriffen.

Bei E. T. A. Hoffmanns Werk "Der Sandmann" stehen Romantik und Aufklärung sich gegenüber:
1. Clara als Vertreterin der Aufklärung
2. Nathanael als Vertreter der Romantik

Zu 1.) Clara, so scheint es, ist die einzige in dem Stück, die klar denken kann. Durch ihre Klarheit verkörpert sie praktisch die Aufklärung.
Deutlich wird diese Klarheit bereits im Namen (Clara/Klarheit), aber auch an einigen Textstellen: So glaubt beispielsweise Nathanael, dass Clara ihn auslachen und sagen wird: "das sind ja rechte Kindereien" (S.4/Z.6f), wenn er ihr von seinen Wahnvorstellungen berichtet. Die Textstelle auf S. 20 Z.34f ("[..]einen gar hellen, scharf sichtenden Verstand") ist ein weiterer Hinweis auf die Aufklärung. Für Clara ist alles, dass sich nicht beweisen lässt sehr fragwürdig. Sie lässt sich nicht auf ihre Gefühle ein, und kann nur schwer an etwas Glauben, was sich nicht beweisen lässt. So versucht sie auch vergebens, ihren Mann von seinen Hirngespinsten abzubringen.

Zu 2.) Nathanael hingegen ist eine typische Figur der Romantik. Er lässt sich von seinen Gefühlen und Phantasie leiten und lässt sich davon auch nicht abbringen. So bleibt er der tiefen Überzeugung, dass seine Vorstellungen wahr sind. Die Versuche von Clara und Lothar ihn von seiner Wahnidee abzubringen schlagen fehl.
Nathanael verkörpert aber auch insofern die Romantik, als dass er die menschlichen Tiefgründe aufzeigt. Er steigert sich in seine Träume rein, flieht vor der Realität und dem Alltag, sodass er schließlich am Ende wahnsinnig wird. Er lässt sich nur noch von seinen Gefühlen leiten, hat jeden Bezug zur Realität verloren. Die Romantik gerät also hier in den Bereich des Kranken, Lebensuntüchtigen, des Wahnsinns.

Hoffmann übt aber auch Kritik in seinem Buch, sowohl an der Romantik, als auch an der Aufklärung:
· Aufklärung: Durch die Puppe Olimpia (=-Automatenmensch) will er zeigen, wieweit es führen kann, wenn man nur seinen Verstand folgt und dabei das Ethische außer Acht lässt
· Romantik: Hoffmann zeigt auf, zu was es führen kann, wenn man sich nur von seinen Gefühlen leiten lässt. So erkennt z. B. weder Nathanael, noch die Bürger, dass es sich bei Olimpia um eine Puppe handelt

Quellen:
· http://schiller.germanistik.uni-sb.de/Grundkurs/Gk2/SekLit/Feldges2.htm#2_1
· www.hausarbeiten.de (Hoffmann ETA - Der Sandmann als typisch romantisches Werk



Maria und Ramona

Ernst Theodor Amadeus Hoffmann: Biographie 

  • 24. Januar 1776 in Königsberg geboren
    bekam den Namen Ernst Theodor Wilhelm, später nannte er sich Amadeus, aus Verehrung für Mozart
  • 1780 ließen sich die Eltern scheiden
  • 1782 ging er in die reformierte Burgschule in Königsberg
  • 1792 studierte er Jura
  • 1795 bestand er das Examen zum Regierungs-Auskultators
  • 1798 verlobte er sich mit der Tochter seines Onkels, Minna Hoffmann erschloß sich eine neue Welt; er besuchte häufig das Theater, komponierte, zeichnete und begann zu schreiben.
  • 1800 bestand er sein Assessor-Examen
  • 1802 löste er die Berlobung mit Minna auf und heiratete Kurz darauf Maria Thekla Rorer-Trzynska
    An Karneval machte er sich über die Posener Gesellschaft lustig, woraufhin er strafversetzt wurde
    Es folgten Jahre der bitteren Armut
    Ein Freund half ihm aber Regierungsrat zu werden
    In Warschau wurde er Mitbegründer einer musikalischen Gesellschaft und führte zum ersten Mal den Dirigentenstab.
    Er ging nach Berlin, wo er versucht seine Kompositionen zu vekaufen, doch leider ohne Erfolg
    Er zog sich bei seiner Geliebten die Syphilis zu
  • 1808 bekam er eine Stelle als Kapellmeister, am Bamberger Theater 1. September. 1808 trat er seine Stelle an
  • 1809 erklärte das Theater Konkurs, daraufhin wandte er sich der Schriftstellerei zu
  • 1809 seine erste Erzählung erschien
  • 1814 erschienen seine Niederschrift der dreizehn Kreisleriana
    Er verliebte sich in seine Gesangsschülerin Julia Marc
    Julia wurde verheiratet, dazu kamen noch finanzielle Probleme
    Er wurde Kapellmaister in Dresden
    Bis 1814 arbeitete er am Theater in Dresden, und schrieb.
    Es entstand: Der Magnetiseur, Der goldene Topf, Der Sandmann ...
  • 1814 wurde er entlassen und bekam eine Stelle im justizministerium
  • 1816 bereitete er, in Berlin, eine zweite Sammlung von Erzählungen vor
    Er hatte Umgang mit Tieck, Fouqué, Eichendorff ...
  • 1818 verfasste er schwer krank seine letzten Werke: Das Fräulein von Scuderi
  • 1819 Klein Zaches ganannt Zinnober
  • 1819-1821 Lebens-Ansichten der Katers Murr und seine gesammelten Erzählungen und Märchen in den vierbändigen Serapionsbrüdern
    Im Oktober 1819 wurde er zum Mitglied der Immediat-Comission
  • 1822 beendete er Meister Floh
  • Am 25. Juni 1822 starb er, 46 Jahre alt. Er liegt auf dem Friedhof bei der Jerusalemer Kirche in Berlin begraben.



Nina und Steffi

"Der Sandmann": Inhalt und Kommentar 

Inhalt



Die Novelle beginnt mit einem Brief von Nathanael an Lothar, seinem Bruder, in dem er ihm von seiner Begegnung mit Coppola, dem Wetterglashändler berichtet. Darin erzählt er von seinen Kindheiterfahrungen mit Coppelius, dem Albtraum vom Sandmann und dem Tod seines Vaters. Schon dort wird das Motiv der Augen deutlich gemacht. (S.3)
Der zweite Brief ist Claras Antwort, in der sie versucht, Nathanael zu beruhigen. Ihr missfällt die Vorstellung von Coppelius, sie glaubt nicht an die Wirklichkeit der neuen Erfahrung, sondern interpretiert sie als Wahnvorstellungen, ein Produkt seines eigenen Ichs. Sie bezeichnet den Tod des Vaters als Unfall [SMn,S. 13, Z 24]. (S. 12)

Die Antwort von Nathanael an Lothar, in der er erklärt, dass es auch von der Verschiedenheit von Coppola und Coppelius überzeugt worden ist. Ausserdem berichtet er ihm von seiner Begegnung mit Olimpia, die ihm seltsam vorkommt. (S. 15)

Der Erzähler der Geschichte beschreibt das Schreiben des Buches, so als wenn er die Geschichte gefunden und nicht erfunden hätte. Alle ihm möglichen Anfänge für die Geschichte geben nur einen Eindruck wieder, aber durch die Briefe lässt sich die Tragik besser erahnen. Er erläutert auch noch die äussere Situation von Nathanael, Clara und Lothar, beschreibt das Aussehen von Clara, ihr kindliches Gemüt. (S. 17)

Nathanael hat sich verändert, er fühlt sich verfolgt von dunklen Mächten, fast paranoid bezweifelt er die Freiheit der Menschen und führt alles auf höhere Mächte zurück. Claras Versuche, ihn davon abzubringen, misslingen, immer stärker verfängt er sich in die "mystischen Schwärmereien" [SMn,S. 21, Z. 7]. Nathanael schwingt sich in seinen Dichtungen in immer düsterere Ebenen hinunter, bis er anfängt, von Coppelius und Claras Augen zu Phantasieren [SMn,S. 22, Z. 25]. Seine Dichtungen werden immer abstruser, von Wahnsinn gepackt, bezeichnet er Clara als Automaten [SMn,S. 24, Z. 5] und rennt weg. Ein Duell zwischen Nathanael und Lothar ist die Folge dieser Beleidigung, doch Clara kann durch ihr Auftauchen wieder Vernunft in die Streithähne bringen. (S. 20)

Nathanaels Haus ist niedergebrannt, und der Zufall (oder Coppelius?) will, das sein neues Zimmer genau gegenüber dem von Olimpia liegt. Ihm fällt auf, wie starr sie zu ihm herüber schaut, und ist beeindruckt von ihrer Schönheit, ihrem regelmässigen Wuchs. Ein Besuch von Coppola schreckt ihn wieder aus der neu gefundenen Ruhe auf, und um ihn los zu werden, kauft er ein Perspektiv, ein Fernglas, das ihm Olimpias tote Augen unglaublich lebendig erscheinen lässt[SMn,S. 27, Z. 25]. Nathanael hat das Gefühl, er habe den Kauf zu teuer bezahlt (mit seinem Verstand?), er kann sich nicht mehr von Olimpias Bild in seiner Vorstellung trennen. (S. 25)

Für Nathanael kommt es wie gerufen, als Spalanzani ein Fest feiern will, bei dem er zum ersten Mal seine Tochter Olimpia der Öffentlichkeit zugänglich machen will. Dort wird er durch das Perspektiv immer mehr in ihren Bann gezogen, so das er Clara langsam vergisst. Seine letzten Zweifel an ihr lösen sich langsam auf, worüber Spalanzani höchst erfreut ist. (S. 27)

Allen außer Nathanael scheint Olimpia seltsam mechanisch, geistlos, ihre Augen ohne Sehkraft, doch er ist von ihren Worten beeindruckt, obwohl sie sich in Konversationen auf ein gelegentliches "Ach, ach!" beschränkt. In ihre Schweigsamkeit interpretiert Nathanael ein sehr poetisches Gemüt. Als er ihr einen Heiratsantrag machen will, gerät er in einen Streit zwischen Spalanzani und Coppelius, die um Olimpias Körper kämpfen. Coppelius kann entkommen, doch Spalanzani, der leidenschaftlich an seiner Kreation hängt, hat die Augen. Nathanael wird erneut von Wahnsinn gepackt. (S.33)

Der Erzähler berichtet die weiteren Ereignisse: Spalanzani muss die Universität verlassen, da er die Menschheit mit der mechanischen Puppe betrogen hat, Coppola blieb verschwunden. Nathanael ist vom Wahnsinn befreit und will mit Clara, die er zu heiraten beabsichtigt, aufs Land ziehen. Gemeinsam steigen sie auf einen Turm und als Nathanael sein Perspektiv zum letzten Mal benutzt, versucht er von Wahnsinn gepackt Clara, die er für eine Puppe hält, zu töten. Erfreulicherweise kann Lothar sie retten, doch Nathanael stürzt sich in den Tod, als er Coppelius sieht. (S. 37)

Coppelius verschwindet, Clara lebt vermutlich mit einem freundlichen Mann auf dem Land und hat zwei Kinder. (S. 40)

Kommentar zu "Der Sandmann" von E.T.A Hoffmann

by Nina & SteffiB

Wir finden das Buch von E.T.A. Hoffmann eigentlich ziemlich gelungen, es ist auf jeden Fall besser als "Faust" von Goethe. Man weiß jedoch oft nicht, ob ein Sachverhalt nur geträumt oder wirklich passiert ist, was oft verwirrend ist, zumindest am Anfang. Die Vorstellungen von Nathanael verschmelzen mit der Wirklichkeit. Der Ich-Erzähler verstärkt diesen Eindruck noch, behauptet er doch, dass sich alles so zugetragen hat, wie er berichtet. Hier stellt sich uns nun die Frage woher diese außenstehende Person solche tiefen Einblicke bekommt und sich so gut in der Gefühlswelt Nathanaels auskennt.
Die Beschreibung bzw. die Darstellung von Coppelius ist sehr einschüchternd. Man erkennt welch große Angst Nathanael vor diesem Menschen haben muss. Dies ist aber auch nicht verwunderlich, da er in ihm ja den Sandmann zu kennen glaubt, von welchem ihm noch nichts Gutes zu Ohren gekommen ist. Die Wartefrau seiner jüngeren Schwester hat ihm sogar erzählt, der Sandmann nehme kleinen Kindern die Augen weg. Seither hat Nathanael eine regelrechte Augenphobie. Wir finden dass dies kein Wunder ist, wenn einem als Kind solche ekelhaften Schauermärchen zu erzieherischen Zwecken erzählt werden. Pädagogisch gesehen nicht gerade wertvoll.
Die Geschichte mit Olimpia ist ebenfalls sehr verwirrend. Man erkennt nicht sofort was es mit dieser Person auf sich haben soll. Dieses Buch ist aber ansonsten wirklich empfehlenswert und viel einfacher als Faust etc.


Weblog des Grundkurses Deutsch
Unsere Blog-Seite